Sonntag, 24. Mai 2009

Cyborg vs. Robot

Das Phänomen des Cyborg ist vielschichtig und taucht in der Sciencefiction in unterschiedlichen Formen auf. Es lässt sich nicht auf eine allgültige Definition beschränken und bedient das breite Themenfeld „Mensch-Maschine“. Dennoch ist es uns wichtig festzuhalten, dass Cyborgs nichts identisch mit anderen Lesewesen der Sciencefiction sind, weshalb wir hier genauere Unterscheidungen darlegen wollen.
Der Begriff „Cyborg“ ist eine Abkürzung bestehend aus den Worten „cybernetic organism“, was wörtlich übersetzt die Kommunikation, Kontrolle und Steuerung sowohl von Lebewesen als auch von Maschinen beinhaltet.
Ein Cyborg ist also ein Wesen, welches die Schnittstelle zwischen lebendigem Organismus und Maschine markiert. Es besteht zum Teil aus einem normal geborenen humanen Körper, zum anderen Teil aus (nachträglich) montierten mechanischen Körperteilen. Es stellt somit eine Verbindung biologischer und mechanischer Elemente dar, beziehungsweise die technisch konstruierte Fusion ursprünglich getrennter Organismen.
Da der Cyborg nicht nur ein Wesen der Fiktion, sondern der tatsächlichen sozialen Realität ist, ist zu erwähnen, dass sie heute bereits insofern existieren, als dass es möglich ist, Menschen aus gesundheitlichen Gründen mechanische bzw. metallische Bauteile bzw. „Ersatzteile“ chirurgisch einzusetzen (Schrauben, die Gelenke zusammen halten / Herzschrittmacher etc.). Diese Modifikation des Körpers wird meist als erster Schritt hin zu einem kybernetischen Mischwesen betrachtet.
Die wohl extremste Ansicht der Cyborgdefinition ist jene, die alle Menschen bis zu einem gewissen Grad zu solchen erklärt, indem sie sich auf das Faktum der alltäglichen Abhängigkeit von der modernen Technik jeder Art beruft.
Die unüberwindbare Grenze zur totalen Menschlichkeit des Cyborgs liegt in seiner postnatalen Entstehung, denn alles metallisch-mechanische kann nicht geboren werden und ist somit auch nicht human.
Cyborgs in der literarischen wie filmischen Fiktion tauchen meist im Zusammenhang mit zu Kampfmaschinen umgewandelten Menschen auf, deren Körperteile durch Waffen ersetzt wurden bzw. ihnen im Konflikt/Kampf gegenüber normalen Menschen technische Vorteile bieten (Terminator).
Weitere Erwähnung finden Cyborgs hier in Relation zur Thematik ethischer wie moralischer Konflikte bezüglich ihrer Überlegenheit, Kontrollierbarkeit und Menschlichkeit.
Ein Wesen, das oft in der Sciencefiction auftaucht und mit dem Cyborg verwechselt wird ist der Andriode.
Der Begriff „Androide“ stammt aus dem Griechischen und ist ein Akronym der Worte „Andros“, also „Mensch“ und „Eidos“, also „Form“ bzw. „Gestalt“.
Im Gegensatz zum Cyborg beinhaltet der Körper eines Androiden keinerlei technische Bauteile, seine Künstlichkeit besteht in der Form seiner Entstehung, denn ein Androide ist ein biologisch-chemisch erzeugtes Wesen, welches einem Menschen körperlich und geistig beinahe vollkommen entspricht. Androiden bezeichnen also alle künstlichen Wesen mit Menschenform. Vom physischen Gesichtspunkt aus bestehen die Unterschiede zu „echten“ Menschen allerdings darin, dass sie nicht geboren sondern als bereits ausgewachsene Lebewesen hergestellt werden (z.B. durch einen Klonprozess).
So menschlich der Android auch wirkt, er ist lediglich in der Technik verwurzelt, im Gegensatz zum Cyborg, der zwar technisierter erscheint, seinen Ursprung jedoch hauptsächlich in der Evolution hat, die nur mechanisch modifiziert wurde.
Orientiert man sich an den Sciencefictionautor Philip K. Dick haben Androiden jedoch keine normal-menschliche Lebenserwartung, sondern überleben nur ca. 3-4 Jahre, da sie der Zellerneuerung nicht mächtig sind (siehe Bladerunner). Weiterhin zeichnet P.K. Dick eine
psychische Differenz zum Menschen, bestehend in ihrem Unvermögen zur Empathie. Zu Intelligenz und Talent im Allgemeinen sind Androiden zwar fähig, aber es liegt nicht in ihrer Natur andere Wesen und deren Gefühle verstehen zu können, bzw. Mitleid zu empfinden.
Es besteht der Konflikt, ob Androiden nur nicht zu Mitgefühl oder zu Gefühlen generell unfähig sind. Wäre letzteres der Fall wären sie nicht zu einem eigenen Willen und daraus resultierendem Handeln in der Lage.
Des Weiteren muss eine Grenze zum Roboter gezogen werden. Er entfernt sich aus dem „Mensch-Maschine-Diskurs“ insofern, als dass er in keiner Form aus lebendigem Organismus besteht.Die Bezeichnung „Roboter“ entstammt dem slawischen Wort „robota“, das mit „Fron-, Zwangs- und Arbeit“ übersetzt werden kann und durch die Sciencefictionliteratur etabliert wurde.
Ein Roboter ist eine künstlich erzeugte Maschine, die eine festgelegte Aufgabe zu erledigen hat. Roboter funktionieren nach ihrer Programmierung selbstständig und müssen im Gegensatz zu normalen Maschinen nicht von Personen bedient werden, da sie geschaffen wurden, um menschliche Arbeit zu übernehmen.
In unserer sozialen Realität sind Roboter optisch eindeutig von Menschen zu unterscheiden, da sie weder über ein humanes Aussehen noch über natürliche Bewegung verfügen. Das unterscheidet sie auch vom Cyborg, denn ihre Existenz ist weder evolutionär verwurzelt, noch armen sie wie die Androiden Evolution nach. Sie sind also lediglich Arbeitsautomaten bzw. Handhabungsgeräte.
In der Sciencefiction treten häufiger Roboter in Erscheinung, die nicht nur in der Lage sind ihre Software abzurufen, sondern sie auch selbstständig weiterzuentwickeln, was sie zu einer Gefahr für die Menschen werden lässt, da ihre künstliche Intelligenz den menschlichen Einfluss übersteigt (siehe I Robot).
Hier gibt es außerdem bereits Wesen, die rein äußerlich nicht von echten Menschen zu unterscheiden sind (A.I. / Second Variety). Sie werden als humanoide Roboter bezeichnet, da ihre Konstruktion der menschlichen Gestalt nachempfunden ist, was zu ethischen Konflikten bezüglich ihrer Menschlichkeit führt.
Abschließend ist der Begriff des Simulacrums zu erläutern, welcher sich von den lateinischen Begriffen „simulo“, also „Bild, Abbild, Spiegelbild“, und „simul“, also „ähnlich“ bzw. „gleich“ ableiten lässt.
Zurückführen lässt sich die Bezeichnung auf römischen Philosophen Lukrez, der der Ansicht war, dass alle Dinge sich selbst dadurch sichtbar machen, dass sie dünne Schichten ihres Äußeren in ihre Umgebung und somit ein Abbild ihrer selbst auf die Netzhaut des Sehenden schicken. Diese Schichten bezeichnet Lukrez als Silmulacra.
Rolande Barthes sieht Simulacra als Rekonstruktion der Welt und ihrer Dinge in eine Neuartige, die das Original „einsehbar“ machen will.
Nach heutiger Definition bezeichnet das Simulacrum ein reales oder auch fiktionales Objekt, das einem anderen Ding bzw. Wesen nachempfunden ist und ein Abbild dessen darstellen soll. Es ersetzt sozusagen die Wirklichkeit, indem es ein Vorbild repräsentiert.
Bei P. K. Dick taucht die Bezeichnung im Sinne eines roboterähnlichen Wesens auf, welches das Ebenbild eines Menschen darstellt, jedoch über keine eigene künstliche Intelligenz
verfügt, sondern vollständig gesteuert ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen