Freitag, 29. Mai 2009

Der Mensch als Maschine

Auch wenn das Thema „menschliche Maschinen“ bei Verfilmungen oder Abhandlungen von Philip K. Dicks Werken viel Stoff und Raum für Zukunftsphantasien bietet, war ihm selbst die umgekehrte Fragestellung „Verhält sich der Mensch wie eine Maschine?“ immer ein großes Anliegen (Vergleich "Second Variety").
Es gibt sicher unzählige Situationen in denen Menschen maschinengleich funktionieren: Fabriksarbeiter, die stundenlang denselben Handgriff tätigen, Soldaten, die zu funktionieren haben und ihre Reaktionen auf routinierte Handlungen reduzieren, Prostituierte, die ihre Gefühlsreaktionen abstellen müssen, Bürger, die in einem diktatorischen Staatssystem leben, Kinder, die Opfer von psychischer, physchischer oder sexueller Gewalt werden und sich zu kontrollieren haben, weil im familiären Umfeld keine Rücksicht für ihre Emotionen vorhanden ist. Es gibt viele Formen der Enteignung des menschlichen Körpers und Geistes, die Menschen, ob freiwillig oder erzwungen, zu Maschinen degradiert.
Abgesehen davon kann man das Ganze auch auf die gesellschaftspolitische Ebene bringen und sich fragen wie sich eine industrialisierte Welt und vorallem der Kapitalismus auf das Wesen des Menschen auswirkt. Momentan gibt es zumindest viele Menschen auf dieser Welt die instrumentalisiert worden sind, teils um im System bestehen zu können und an ihm teilzuhaben, teils weil sie bereits außerhalb des Systems stehen und nur so die Möglichkeit haben zu überleben.

Psalmen der Konsumreligion Kapitel 1 – Fließband (sehr schöner, surrealistischer Clip mit Musik):
http://www.youtube.com/watch?v=KJkt0JI7DlI

Ein wirklich realistisch gelungener Ausschnitt aus dem Film „Life at a Call Center“:
http://www.youtube.com/watch?v=hAjzvy94JsM

Bericht über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei H&M (Produktionsstätte Bangladesh):
http://www.youtube.com/watch?v=femzY1MKmgU

Interview mit der Hamburger Prostituierten Stella:
http://www.youtube.com/watch?v=_-TtFwfxlKQ&feature=related

Auschnitte von Militär-Training:
http://www.youtube.com/watch?v=SdqZKf4j6WI

Kindermafia von Rio - Doku Teil 1/3:
http://www.youtube.com/watch?v=PAz4qPIgTkw


Viel Raum wird auch in der „ersten Welt“ nicht geschaffen, um über diese Zustände nachzudenken.
Dabei fällt mir Descartes (1596-1650) - französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler – mit seinen Ansätze über den Menschen als Maschine, welche die Seele zwar nicht ausschließen, aber dennoch den lebenden Organismus auf dessen Mechanik beschränkte, ein. Auch in der heutigen Gesellschaft und Lehre geht der Trend dahin, dass man anhand von Naturwissenschaften wie z.B. Genetik oder Biologischer Psychologie, versucht menschliche Reaktionen und Gefühlszustände über das wissenschaftliche Erklärungsmodell hinaus auf rein chemische oder genetisch bestimmte, körperliche Reaktionen zu reduzieren.
Abgesehen davon, dass ich das für einen gefährliche Weg halte, weil er einseitig ist und vorallem versucht die Komplexität menschlicher Empfindungswelten auf einfache Einteilungen zurückzuführen, läuft man dadurch Gefahr wichtige Aspekte außer Acht zu lassen.
Bei anderen Ansätzen wie z.B. humanistischen, psychologischen Theorien steht der Mensch, der durch Sozialisationsprozesse geprägt wird, die erst dann die biochemische Entsprechung hervorrufen, im Vordergrund.
Es bleibt die Frage offen inwieweit man auch hier von einer Art „Programmierung“ sprechen kann, die auf individuellen Erlebnissen basiert.
Wenn man sich nun die neueren Entwicklungen ansieht, ist es inzwischen problemlos möglich bei Robotern Emotionen in Form von optischem Mimikspiel darzustellen. Auch Animationsfilme sind bereits sehr realistisch umsetzbar. Natürlich reichen die Facetten im Gesichtsmuskelspiel der Roboter und Animationen noch nicht an die feine Nuancierung der menschlichen Mimik heran. Man kann aber davon ausgehen, dass in Zukunft auch das zu bewerkstelligen sein wird.
Was bleibt ist die Frage, ob es möglich ist Roboter mit Gefühlen auszustatten. Ich glaube daran, dass wenn sich die Forschung linear weiterentwickelt, es technisch möglich sein wird, womit wir beim ethischen Ansatz wären: Ist eine künstlich hergestellte Programmierung verwerflicher als eine durch Lebensumstände und -erfahrung erworbene?

Artikel „Roboter zeigen Emotionen“ in der Wirtschaftswoche:
http://www.wiwo.de/technik/roboter-zeigen-emotionen-272562/

Ausgefeilte Mimik bei diesem Roboter:
http://www.youtube.com/watch?v=2oUQfz0RD2U

Lebensechter Konversations-Roboter „Jules“:
http://www.youtube.com/watch?v=k4dwcxiDTcA&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=kThr6CMLrvg&feature=related

Baby Roboter:
http://www.youtube.com/watch?v=6hSHW2Auh0o

Mensch oder Roboter? :
http://www.youtube.com/watch?v=RksP_gAqSh0&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=MY8-sJS0W1I&feature=related

Roboter der auf dieselbe Weise lernt, wie ein menschliches Baby:
http://www.youtube.com/watch?v=HRG1jia2lJM

Aufwendiger Animationsfilm - Final Fantasy (Movie Trailer):
http://www.youtube.com/watch?v=DKNiulac9QE




Zur detaillierteren Lektüre:
Philip K. Dick "Second Variety"
http://de.wikipedia.org/wiki/Descartes
http://de.wikipedia.org/wiki/Biopsychologie
http://de.wikipedia.org/wiki/Genetik

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