Mittwoch, 10. Juni 2009

Cyborgs in den Kurzgeschichten "The Gun" "Second Variety" und "Nanny" II

Untersuchen wir nun „Second Variety“ auf Cyborgs:
Zunächst gibt es hier die von den Menschen erfundenen und gebauten tödlichen „Claws“. Bei ihnen handelt sich um Maschinen mit Tötungsinstikt. Hier kann man sicherlich nicht von Cyborgs sprechen, da sie eindeutig technischer Natur sind und darauf programmiert sind, Menschen anzugreifen, die sie an ihrer Wärmeausstrahlung registrieren können. Ihre Roboterhaftigkeit wird davon bekräftigt, dass die Amerikaner ein spezielles Armband tragen müssen, um sich vor ihnen zu schützen. Dies bedeutet, dass sie nicht zwischen den den Menschen unterscheiden können sondern nur auf „die Gattung Mensch“ reagieren.
Die angegriffenen und getöteten Menschen werden von ihnen zerstückelt und in die unterirdischen Fabriken verfrachtet. Was dort mit ihnen geschieht erfährt man nicht.
Schließlich tauchen in der Geschichte die Varieties aus. Sie sehen aus wie Menschen, sind jedoch Maschinen. Zwar wird in der Geschichte nicht erklärt, wie sie gebaut sind, doch da sie so echt wirken lässt sich vermuten, dass sie aus den zerstückelten Menschen hergestellt wurden, also organischen Ursprungs sind.
Ein Hinweis auf Cyborgs.
Betrachten wir die First Variety – der halbverhungerte Junge – so hat sie außer seinem Aussehen wenig menschliches an sich. Sie ist darauf programmiert, bei den Menschen Mitleid zu erregen um in ihre Bunker zu gelangen, in welche sie dann ihren Artgenossen Zugang gewährt. Mitleid erregt sie lediglich durch sein Aussehen. Auf Hendricks reagiert sie, wie sie auf jeden anderen Menschen auch reagieren würde („Can I come with you?“; „I can walk“; „David Edward Derring“...). Sie kann also noch als menschenähnlicher Roboter aufgefasst werden. Die Third Variety – der verletzte Soldat – lernen wir nicht so nah kennen, doch den Beschreibungen nach verhält es sich hier genauso.

Eindeutig anders verhält es sich jedoch bei der Second und der Forth Variety:

Der Amerikaner Hendricks verbringt mehrere Stunden mit beiden, wobei er nicht bemerkt, dass sie keine Menschen sind. Dies liegt daran, dass sie sich mit ihrem Verhalten anpassen können. Sie sprechen nicht einsilbig und reagieren auf unerwartete Situationen. Beispielsweise als Klaus (Forth Variety) behauptet, Rudi wäre die „Second Variety“, da dieser ihn entlarvt hat. Bemerkungen über Klaus wie „nervously“ und „all the color drained suddenly from his face“ geben Hinweise auf Menschlichkeit.
Auch Tasso verhält sich so, wie sich eine programmierte Maschine nicht verhalten könnte, indem sie auf unerwartete Situationen reagiert. Hier lässt sich als Beispiel ihre Diskussion mit Hendricks über sein Rettungsschiff anführen. Als Tasso gebaut wurde konnte noch nicht bekannt sein, dass sie auf Hendricks treffen wird und dieser die Chance für die Ausrottung der Menschheit sein würde, dennoch weiß sie sofort, wie sie auf ihn zu reagieren hat um dieses Ziel erreichen zu können.
Es lässt sich also ausschließen, dass Tasso und Klaus nur Maschinen oder Roboter sind.
Da ich annehme, dass sie aus den Überresten der von den Claws getöteten Menschen erbaut wurden, sind es auch keine Androiden sondern Cyborgs, da sich humane Körperteile mit technischen mischen.

Die Cyborgerscheinungen in den drei Kurzgeschichten sind also nicht sehr eindeutig. Lediglich im Fall der Varieties lassen sie sich gut belegen. Bei der Nanny und den Maschinen in „The Gun“ ist die Vermutung von Cyborgs sehr spekulativ. Die Fields-Kinder als Cyborgs schließlich befinden sich auf einer gänzlich anderen Ebene, da sie physisch eindeutig Menschen sind und nur auf der soziologischen Ebene als Cyborgs gesehen werden können, womit man doch wieder mehr in das allgemeinere Feld der Mensch-Maschinen-Thematik abgleitet.


Wie diese Untersuchung ersichtlich macht, ist es nicht so einfach, die Cyborgs in Philip K. Dicks Geschichten auszumachen. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass der Begriff des Cyborgs zur Entstehungszeit der Kurzgeschichten noch nicht so eindeutig geprägt war. Dennoch verwendet Dick bereits die Idee einer Vermischung von Mensch und Maschine und spielt mit den Uneindeutigkeiten die entstehen, wenn man sich auf einem Grat zwischen diesen beiden Polen bewegt.

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